Die Bewusstlosigkeit, in die ihn die Erkrankung brachte, nannte er später den Beginn seines Interesses an Trance-Zuständen. Die Phase der Rekonvaleszenz, in der ihm die Medizin wenig Hoffnung auf völlige Genesung ließ, nutzte Erickson, um partielle Dissoziationen zu üben.
Erickson ist es zu verdanken, dass Hypnose in der Psychotherapie wieder häufiger eingesetzt wird, nachdem sie durch Sigmund Freuds Ablehnung lange Zeit in den Hintergrund gerückt war. Erickson entwickelte einen neuen Ansatz, der die Individualität betont und es daher notwendig macht, für jeden Klienten/Patienten einen besonderen Ansatz und Zugang zu finden. Damit stand Erickson im Gegensatz zu den bis dahin standardisierten Methoden, die bis in die 50er und 60er Jahre vorherrschten. Erickson betont ferner die positive Rolle des Unbewussten. Anders als bei Freud ist für Erickson das Unbewusste eine unerschöpfliche Ressource zur kreativen Selbstheilung. Das Unbewusste ist der Hort von kaum genutzten Erfahrungen des Menschen. Ericksons Ansatz erhebt den Anspruch, die durch starre Denkmuster begrenzte Fähigkeit des Bewusstseins zu erweitern, indem der Hypnotiseur durch spezielle verbale und non-verbale Techniken es dem Unbewussten ermöglicht, die führende Rolle einzunehmen. Gleichzeitig soll es dem Bewusstsein ermöglicht werden, unbewusste Selbstheilungskräfte und kreative Ressourcen zu nutzen..
Erickson hatte großen Einfluss auf Therapeuten seiner Zeit und die Nachwelt. Er prägte Jay Haley, Paul Watzlawick, John Weakland und mit ihnen die gesamte Palo-Alto-Gruppe. Außerdem beeinflusste er die damals aufkommende Familientherapie und viele Schulen der systemischen Therapie, allen voran den lösungsfokussierten Ansatz von Steve de Shazer und Insoo Kim Berg, die Provokative Therapie von Frank Farrelly und die Systemischen Strukturaufstellungen von Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd. Die Gründer des NLP, Richard Bandler und John Grinder, studierten und kopierten seine Technik – ebenso wie die von Fritz Perls und Virginia Satir, um daraus NLP zu konstruieren. Sie haben die Art und Weise, wie Erickson mit hypnotischer Sprache arbeitete, in einem eigenen Modell, dem Milton-Modell, beschrieben.
Schon zu Lebzeiten hatte sich Erickson den Ruf eines Meisters der Hypnose erworben. Seine zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen haben die Auffassungen über Hypnose revolutioniert. Jeffrey Zeig und Ernest Rossi waren über viele Jahre Schüler von Erickson und haben Bücher mit ihm zusammen veröffentlicht. 1978, zwei Jahre vor seinem Tod, wurde die Milton H. Erickson Gesellschaft zu seinen Ehren gegründet, die bis heute in Phoenix das umfassendste Archiv seiner Arbeit beherbergt. Erickson stand zudem in Kontakt zu Aldous Huxley, mit dem er Grenzbereiche der Psychologie erforschte.