Abbé de Faria

José Custódio de Faria, bekannt unter dem Namen Abbé Faria (* 30. Mai 1756 in Candolim, Bardez, Goa, Indien; † 20.September 1819 in Paris, Frankreich), war ein portugiesischer Priester, Hypnotiseur und gilt als einer der Begründer der Dynamischen Psychiatrie. Neben Franz Anton Mesmer und dem Marquis de Puységur war er einer der bedeutendsten Hypnotiseure bzw. Magnetisten in der Geschichte dieser Disziplin.

Obwohl heute nahezu vergessen, werden viele seiner Entdeckungen bis heute in der Hypnose angewandt. Mehrere Autoren nutzten ihn als literarische Gestalt.Er war der Erste, der eine Verbindung zwischen Hypnose und Suggestion feststellte. Auch gilt er als einer der Begründer der Dynamischen Psychiatrie. Er soll den Leuten stets nur zugerufen haben: „Schlafen Sie“, nach Fixierung seiner Handfläche, und dann seien diese in Trance gefallen. Er sprach davon, dass der Hypnotisierte eigentlich der sei, auf den die Hypnose zurückzuführen sei und nicht umgekehrt. Nach seiner Terminologie waren vor allem Frauen und Hysteriker am meisten durch Hypnose zu beeinflussen. Den Hypnotiseur benannte er erstmals als Concentrateur, den Hypnotisierten als Concentré und den Zustand als Concentration. Auch war er wohl der Erste, der mit der sogenannten “Posthypnotischen Suggestion” arbeitete: Ein vormals Hypnotisierter verrichtet Dinge, die man ihm vorher in Hypnose gesagt hatte, obwohl er bereits wieder wach ist. Faria hat sich auch selbst als Brahmane (sanskrit: Besitzer heiligen Wissens, oberster Priester des Hinduismus) bezeichnet. Seine indische Herkunft ermöglichte es dem Hypnotiseur, sich mit der indischen Mystik und Mythologie zu beschäftigen und einiges davon in seine Wissenschaft und Experimente einfließen zu lassen.
1813 in die Praxis des animalischen Magnetismus eingeweiht von Marie Jacques de Chastenet, Marquis de Puységur, überholt er schnell seinen Meister, deren Methoden er ausweitet und verfeinert die er auf die menschliche Rasse ausdehnt und eine Magnetiseur-Praxis in Paris eröffnet.
Im selben Jahr gibt er in Paris einen Kurs über luziden Schlaf in der er die Theorie der magnetischen Flüssigkeit von Franz Anton Mesmer kritisiert.
Sein Buch über animalischen Magnetismus, Die Ursache für luziden Schlaf,  das er kurz vor seinem Tod veröffentlicht, beginnt mit einem Brief an das Chastenet de Puységur.
Seine Ausübung der Hypnose durch Suggestion bringt ihm neben einer beachtliche Klientel, auch eine schnelle Reaktion von Verruf seitens der Konservativen, die ihn einen Verrückten und einen Hexer nennen. Die letzten Jahre seines Lebens verbringt er als Kaplan eines Klosters.

Aus wissenschaftlicher Sicht betrachtet, bringt Faria die rein natürliche Natur der Hypnose zum Tageslicht. Er ist der erste, der seine Methoden und Wirkungen präzise und wissenschaftlich beschreibt und die Möglichkeiten hypnotischer Suggestion zur Behandlung von Nervenkrankheiten vorausahnt.
Unter den Jüngern von Faria, finden wir den Arzt Alexandre Bertrand und General François Joseph Noizet.
Wir finden auch den Einfluss von Faria im ersten Buch über den animalischen Magnetismus herausgegeben von Ambroise-Auguste Liébeault, der Leiter der École de Nancy (Von Schlaf und ähnlichen Zuständen – 1866).

Memoiren zum Somnambulismus und dem animalischen Magnetismus
von General François Joseph Noizet [Auszug]
1814, bei der Rückkehr aus einem ungarischen Gefängnis in Szegedin nach der Bekanntgabe des Friedens,
habe ich von Vorführungen des Somnambulismus, welche von Abbé Faria in der Pariser Rue de Clichy, in einem Gebäude neben dem alten Garten des Tivoli stattfanden, gehört.
Ich bin weniger aus Neugierde dorthin gegangen, sondern nur aus dem Wunsch heraus, spezifische Ideen über animalischen Magnetismus zu erwerben.
Dort sah ich einen alten Mann, groß und gut aussehend, mit halb gräulich-schwarzen Haaren, dunklen Teint, langes Gesicht, Hakennase, große, pralle Augen, ein schöner Pferdekopf, wie ich damals dachte.
Ich fand heraus, dass er ein indo-portugiesischer Priester aus Goa war. Viele angesehene Mitglieder der Aristokratie waren anwesend, ebenso wie mehrere junge Kavallerie Offiziere; insgesamt dreißig bis sechzig Personen die drei Francs für den Einlass bezahlt hatten.
Die Konferenz begann mit einer eintönigen und mühsamen Lektüre eines Manuskripts in dem der Autor sein System erklärt hat.
Er wies ausdrücklich darauf hin, dass die Ergebnisse die er hervorgebracht hat, nicht von ihm abhängig waren, sondern ganz vom Klienten, deren Überzeugung das einzige war, was zählte, um alle Ergebnisse zu erhalten.
Er hat wiederholt betont, dass weder der Teufel noch der animalische Magnetismus in keinster Weise an den erzeugten Phänomenen beteiligt waren.
Schließlich, nach einer halben Stunde während der das Publikum ungeduldig wartete, haben die Experimente begonnen. Er wurde von einer Putzfrau und ein oder zwei Stammgäste assistiert bei denen er Somnambulismus nur mit mündlichen Anweisungen herstellte.
Er wählte dann drei, vier, fünf Mitglieder oder mehr aus dem Publikum mit denen er versuchte, ähnliche Ergebnisse zu erzielen.
Er ließ sie bequem sitzen, bat sie, über den Schlaf nachzudenken und ihn dabei anzusehen,
währenddessen er sie aus der Ferne mit seinen großen Augen anstarrte, ihnen den Rücken seiner erhobenen Hand zeigte, ein paar Schritte nach vorne trat, dann plötzlich seinen Arm vor ihnen senkte und ihnen befahl fest zu schlafen. Manchmal, aber nicht oft, näherte er sich ihnen und drückte ihnen den Finger auf die Stirn, während er den Befehl wiederholte: Schlaf!
Mindestens drei von fünf Malen, habe ich gesehen, wie diese Technik in weniger als einer Minute erfolgreich war.
Ich habe mich sogar seinem Vorgehen unterworfen, aber er hat es nur geschafft, meine Augenlider zu lähmen, mich am Öffnen der Augen hinderte bis er mir den Befehl dazu gab.
Ich habe ihm einen ziemlich empfindlich, jungen Jurastudenten mitgebracht, der bei Farias ersten Versuch eingeschlafen ist, redete wie alle Somnambulen, war aber so verlegen, als er aufwachte, dass er sich weigerte, den Abt wiederzusehen und sich sogar weigerte, sich ein paar Tests zu unterziehen, die ich aufführen wollte. Da er mit einem Verwandten von mir lebte der auch Jura studierte, konnte ich feststellen, indem ich meine Hand für einen Moment auf seine Stirn legte während er natürlich schlief, dass, auch wenn er nachts nicht aufwacht, er in der Tat ein natürlicher Somnambuler war.

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